Durch einen Brand auf dem Schulcampus der Gemeinschaftsschule sind mehrere Klassen-, sowie Fach-, Lehrer- und Nebenräume über Nacht unbenutzbar geworden. Prämisse für dieses Bauvorhaben war daher kurzfristig in die Planung einzusteigen, um wieder schnellstmöglich Unterricht zu ermöglichen. Ziel war dabei, trotz der kurzen Planungsphase gemeinsam mit den Nutzern ein Konzept zu entwickeln, dass die Defizite des abgebrannten Bestands optimiert und die Schule zukunftsausgerichtet aufstellt. Dies zeigt sich sowohl im Raumprogramm, das den ursprünglichen Raumbestand übersteigt, als auch in dem pädagogischen Ansatz. So wurde gemeinsam für den Ersatzneubau festgelegt, dass dieser neben 12 Klassen mit Differenzierungsräumen, Fach- und Lehrerräumen, ein neues Lernzentrum mit angegliedertem Computerraum und einer Bibliothek im Herzen des Baukörpers beherbergen soll. Dieser Bereich, sowie Aufenthaltszonen im Flur sollen das eigenständige Lernen fördern, welches einen zentralen Part im Pädagogikkonzept der Schule einnimmt.
Die Lage und Form des zweigeschossigen Baukörpers ist dabei so geplant, dass alle bestehenden Gebäudeteile miteinander verbunden werden und der heterogene Schulkomplex so wieder zu einer Schule geeint wird. Die elementaren, bestehenden Erschließungs-, sowie Gebäudeachsen bilden dabei das Grundgerüst. Durch die Einrahmung der bestehenden Höfe entstehen geschützte Räume, die sowohl zum Spielen und Bewegen, als auch zum Lernen z.B. durch das Anlegen von Gärten einladen. Damit die Schule vom Inneren, aber auch vom Äußeren zu einem identifikationsstiftenden Gebäude wird, wurde darauf Wert gelegt, bestehende Elemente wie z.B. die Dachform des bestehenden Oberstufengebäudes zu wiederholen und ein einheitliches Farbkonzept für die Innenräume zu entwerfen. In den Anschlussbereichen zum Bestand sind teilweise Umbaumaßnahmen notwendig.
Ein zentrales Entwurfselement sind die Flurachsen, in deren Kreuzungspunkt sich der Haupterschließungskern mit Aufzug befindet – im Erdgeschoss in direkter Verbindung zum bestehenden Foyer und einem neuem Sanitärtrakt. Zu den Enden der Flurspangen befindet sich jeweils ein weiteres (Flucht-)Treppenhaus. Die Flure sollen neben der Erschließung, auch als Aufenthaltsbereiche dienen, weshalb Sitznischen bzw. Fenstersitzbänke geplant sind.
Um die Zukunftsfähigkeit der Schule zu gewährleisten, ist eine durchgängige Sechszügigkeit avisiert. In dem neuen Gebäudetrakt werden Räumlichkeiten für zwei Jahrgänge (entsprechend 12 Klassen) geplant. Während der im Erdgeschoss untergebrachte Jahrgang von direkten Zugängen in die Höfe profitiert, können die Schüler im Obergeschoss zusätzliche Differenzierungsräume nutzen. Die Fachräume sind im Erdgeschoss gebündelt angeordnet, sodass hier Synergieeffekte in der Nutzung, aber auch in der Planung (z.B. TGA-Anschlüsse) entstehen. Ein Teilbereich der Fachräume wird im Bestand untergebracht. Die Förderung von fachspezifischem Unterricht ist ein Schwerpunkt der Gemeinschaftsschule. Diese Fächer können im Wahlpflichtangebot gewählt werden. Dadurch kann jede:r Schüler:in frühzeitig persönliche Interessen einfließen lassen und einen individuellen Lernschwerpunkt setzen. Zudem wird die Berufsorientierung vor allem für Ausbildungsberufe durch z.B. Kochunterricht in der Lehrküche unterstützt.
Im Obergeschoss befindet sich neben den Klassen- und Differenzierungsräumen ein Bereich für die Lehrerschaft. Im Kreuzungspunkt der Flurachsen ist das offene Lernzentrum mit Bibliothek und Computerraum angeordnet.
Die Gestaltung der Fassaden nimmt bestehende Materialien und Formen auf und bindet sich so in das bestehende Ensemble ein. Die nach außenliegende Fassaden werden ortstypisch mit einem hellen Klinker versehen, während die zu den Innenhöfen ausgerichteten Fassaden verputzt werden. Die großen Fensteröffnungen sorgen für viel natürliche Belichtung und Belüftung. Die Anbindung in die Innenhöfe wird durch zahlreiche ebenerdige Ausgänge im Erdgeschoss unterstütz. Das Sheddach nimmt die Sprache des bestehenden „Klassenhauses“ der Oberstufe auf. Dadurch wird zu einem die Maßstäblichkeit, sowie Architektursprache des Ortes aufgenommen, aber auch eine Zugehörigkeit für die Schüler geschaffen, da jede Klasse von Innen wie ein kleines Haus im Haus wahrgenommen wird.
Die Auswahl der Farben und Materialien wird dem bestehenden Konzept angepasst, sodass auch im Inneren ein einheitliches Bild entsteht. Starke Akzentfarben im Fußbodenbereich sollen zum einen die Orientierung fördern und zum anderen die Aktivität anregen. Kombiniert werden diese mit ruhigen natürlichen Farbtönen und Materialien. Gesamtheitlich entsteht so ein helles, zeitloses Lernumfeld.
Bilder: © Copyright 2021 Schnittger Architekten+Partner